03. Mar

Causa Bubanja: ÖJV knickt ein

Marko Bubanja darf wieder für Österreich starten. ÖJV-Vorstand rund um Kutschera stellt sich damit offen gegen Großteil des Nationalteams.

Marko Bubanja ist für Österreich startberechtigt. Wieder.

 

Das vermeldeten die Galaxy Tigers gestern auf ihrer Homepage. Damit ist der 22-Jährige innerhalb von nur zwei (!) Jahren von Österreich nach Montenegro und wieder zurückgewechselt. 

 

Ein Vorgang, der verwundert. Nationenwechsel sind in den diversen Sportarten keine Seltenheit. Gerade bei Sportlern mit Migrationshintergrund ist das Bedürfnis, für ihr Geburtsland starten zu wollen, legitim. Doch warum nach nur einem Jahr wieder zurückwechseln? 

 

Im Falle Bubanjas waren es die Aussichten auf ein besseres Umfeld, die ihn nach Montenegro lockten. Katalysiert durch zwei Einflüsterer machte der 90-kg-Kämpfer vor zwei Jahren diesen Schritt. Als sich die Versprechungen allerdings als leer erwiesen, suchte er nach etwas mehr als einem Jahr wieder den Weg zurück.

 

Seinen Wechsel lagen demnach rein opportunistische Motive zugrunde. Etwas, das im Fußball gerne als "Legionärs-Mentalität" beschrieben wird und in einer Werte-beladenen Sportart wie Judo als noch weniger ehrbar erscheint.

 

Zumal das Signal für "künftige Bubanjas" verheerend ist: Kämpfer werden sich fortan leichter dafür entscheiden können, Österreich den Rücken zu kehren, da die Türe zurück ja weiterhin offen steht.

 

Wankelmütige ÖJV-Spitze

 

Vor diesem Hintergrund passte es auch ins Bild, dass sich 25 Nationalteamkämpfer (darunter auch die Olympia-Starter) sowie das geschlossene Trainerteam beim erstmaligen Aufkommen dieses Themas im Jänner 2017 mittels eines offenen Briefs (siehe unten) gegen das von ÖJV-Präsident Hans-Paul Kutschera vorangetriebene Vorhaben, Bubanja wieder in Österreich einzugliedern, aussprach. Kutschera verlor im Trainingslager Mittersill eine nicht bindende Abstimmung zu diesem Thema klar, deutete aber schon damals an, möglicherweise schon bald einen neuen Versuch starten zu wollen.

 

Wie sich jetzt herausstellte, war dies bereits gerade einmal acht Monate später der Fall. Ein Warten bis September hatte offenbar ausgereicht, damit der ÖJV-Vorstand die vorangegangene Aufruhr vergessen hatte und sich über Bubanjas Rückkehr verständigte. Diese wurde nun offenbar finalisiert.

 

Mehrere Vorstandsmitglieder sind nun bemüht zu betonen, dass Bubanja keinerlei Sonderrechte genieße und sich seinen Weg erst von unten wieder nach oben bahnen müsste. Eine Regel, die aber ohnehin für fast jeden österreichischen Judoka gilt, somit als Bedingung nicht zählen kann.

 

Offener Brief der Athleten

 

Mehr Prinzipientreue und weniger Opportunismus hatten 25 Nationalteamkämpfer mit folgende Zeilen vor gerade einmal 14 Monaten von der ÖJV-Spitze eingefordert. Zeilen, die dem ÖJV-Vorstand letztlich offenbar wurscht waren:

 

Sehr geehrter Präsident, sehr geehrter Vorstand des österreichischen Judoverbandes,

Dem Nationalteam sowie einigen weiteren Sportlern rund um Österreichs Judospitze kam zu Ohren, dass ein erneuter möglicher Nationenwechsel von Marko Bubanja im Raum steht. Deshalb ist es einem großen Teil des Kaders ein Anliegen, ihre Meinung Kund zu tun, da eine Entscheidung in dieser Angelegenheit unserer Ansicht nach ein für die Zukunft durchaus tiefgreifendes Statement abgibt. Es geht hierbei nicht darum, einem aufstrebenden Athleten seinen Weg für die sportliche Zukunft zu ermöglichen oder zu verhindern, sondern es geht darum, ob man im ÖJV jegliche durchaus egoistische Aktion unterstützen und Werte der Treue, Ehrlichkeit und Dankbarkeit in den Hintergrund stellen möchte. Daher möchten wir Ihnen mittels diesem offenem Brief unsere Sichtweise in dieser Angelegenheit ganz eindeutig näherbringen, sodass unsere Ansichten in eine Entscheidung miteinbezogen werden können.

Anfangs ist es jedem Befürworter dieses Schreibens ein Anliegen, zu unterstreichen, dass dies nicht persönlich gegen Marko Bubanja gerichtet ist. Wir stellt lediglich unsere Bitte dar, Härte zu zeigen, wenn der ÖJV offensichtlich ausgenutzt wird und einem Sportler, welcher aus finanziellen Gründen einem Verband sowie einer Nation den Rücken zukehrt, eine unserer Meinung nach übertriebene Freundlichkeit entgegenbringt.

Wir Judokas sind der Meinung, dass in unserem Verband die Grundsätze des Judos hochgehalten werden sollten. So wie wir unseren Gegnern und Mitstreitern Respekt und Achtung entgegenbringen, müsste dies auch für Sportler im Umgang mit dem ÖJV gelten. Aus diesem Grund muss klar gezeigt werden, dass für einen Sportler, der im österreichischen Judoverband ausschließlich einen finanziellen Förderer sieht und nur mäßige Dankbarkeit für angebotene Zugeständnisse entgegenbringt, welche für andere, subjektiv bewertet ähnlich erfolgreiche Sportler, undenkbar gewesen wären, in unserem Verband kein Platz sein sollte.

Des Weiteren kursieren Informationen über den Ausgang einer Abstimmung des Vorstandes, welche klar gegen die erneute Aufnahme von Marko Bubanja in den ÖJV sprechen. Daher liegt es für uns Sportler auf der Hand sich an diese Entscheidung zu halten und sich nicht darüber hinwegzusetzten und somit bestimmten Stimmen eine übermäßig hohe Gewichtung zuzugestehen. Eine dieser Abstimmung entgegengestellte Entscheidung würde einen Vertrauensverlust aller anderen Sportler mit sich ziehen.

Angeblich wird die Meinung der Athleten dahin ausgelegt, dass wir uns ein Zurückkommen von Marko Bubanja ausdrücklich wünschen. Es soll hiermit klargestellt werden, dass wir Sportler im Durchschnitt einer Rückkehr seinerseits zum ÖJV, abgesehen der finanziellen Umständen und Ereignissen des letzten Jahres, neutral gegenüberstehen.

Mit jedem Namen, den wir unter dieses Schreiben setzen, möchten wir betonen, wie wichtig uns diese Angelegenheit ist. Wir Sportler möchten ein klares Zeichen setzten, dass wir uns ein Hochhalten von grundlegenden Werten in unserem Verband ausdrücklich wünschen. Wir bitten um die Miteinbeziehung unserer Interessen in dieser Angelegenheit und verbleiben in Hoffnung auf Ihr dem Judosport verantwortungsgemäßes Handeln.

Mit freundlichen Grüßen,


Allerstorfer Daniel

Böhler Laurin

Borchashvili Kimran

Dall Andrea

Filzmoser Sabrina

Graf Bernadette

Hageneder Maximilian

Hirtzberger Markus

Hoffmann Daniel

Kafexhiu Drini

Klinger Desirée

Kraft Mara

Kronberger Christoph

Krššáková Magdalena

Laber Julia

Neubauer Pamela

Polleres Michaela

Shala Driton

Tiefgraber Andreas

Unterwurzacher Kathrin

Weixelbaumer Tobias

Willnauer Alexander

Willnauer Mathias

Winkler Michael

Victoria Schuhmann



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