Mario Wiesinger strahlt über beide Ohren. "Ich bin so erleichtert", sagt der 22-Jährige, nachdem er in Dubrovnik mit Bronze seine erste European-Cup-Medaille umgehängt bekam. Erleichtert, weil der Ottensheimer in der Vergangenheit schon viele Male bei Nachwuchs-Europacups an den Start gegangen war, "aber geklappt hatte es dort noch nie."
Dass er dann ausgerechnet bei seinem ersten Erwachsenen-Europacup so einschlägt, war vor zwei Wochen noch nicht absehbar. Da hatte Wiesinger nämlich schweren Herzens für die Staatsmeisterschaften absagen müssen. Nach einer hartnäckigen Verkühlung samt Antibiotika hatte der 66-kg-Kämpfer einsehen müssen, dass es keinen Sinn gemacht hätte, um den österreichischen Titel auf die Matte zu steigen.
Das hatte ihm weh getan, weil Wiesinger im Training gemerkt hatte, dass er gut drauf ist. In Dubrovnik brachte er am Samstag genau das auf die Matte. Und die Nachwirkungen der Verkühlung? Die spielten spätestens nach dem Auftaktkampf keine Rolle mehr: Nach einem Freilos ging es gegen Przemyslaw Litwin bis tief in die Verlängerung. "Das war der körperlich anstrengendste Kampf des Tages für mich", sagt Wiesinger, dessen Hartnäckigkeit mit einem Waza-ari für Seoinage belohnt wurden.
"Israelische Meisterschaften" in Dubrovnik
Danach begannen für den Mühlviertler die "israelischen Meisterschaften". Nicht weniger als viermal stand er einem Israeli gegenüber. Drei davon gewann der Ottensheimer, darunter jener Kampf um Platz drei, als er Omer Shaiman mit Sangaku festhielt. "Ich erinnere mich, dass ich vor zwei Jahren im Mittersill viel mit Israelis trainiert habe, die haben mir damals schon gelegen", schildert er schmunzelnd. Im Halbfinale gegen Yair Elkind (ISR) hatte Wiesinger mit drei Shidos das Nachsehen. Auch der wäre machbar gewesen, ist sich Mario danach sicher. "Da habe ich mich veräppeln lassen", nimmt er als Lektion mit.
Apropos Lektion: Von der Matte in Dubrovnik geht es für Wiesinger zurück auf die Schulbank. Ab Montag starten seine letzten Wochen in der Berufsschule. Dass sich trotzdem bei ihm Training ausgehen wird, weiß jeder, der Mario kennt. Schließlich gilt er als einer der fleißigsten Trainierer im UJZ. Und da er dank Dubrovnik-Bronze nun gute Karten auf einen Einsatz bei der U23-EM hat, ist die Motivation bei ihm sogar noch höher. Berufschule hin oder her.
Für die weiteren Mühlviertler Starter in Dubrovnik, Nikolas Rechberger (-60) und Wojciech Kanik (-81), war leider schon im Auftaktkampf Endstation.