17. Nov

"Damen-Judo braucht keiner"

Nicht ernstgenommen, jedem egal. Wie die Damenteam-ÖM allmählich verkommt. Plus der Versuch einer Wende:

Vienna Samurai gewinnt gegen UJZ Mühlviertel das entscheidende Duell 3:2.

 

Wir alle kennen die Ergebnisse der Österreichischen Damenmannschafts-Staatsmeisterschaften vom vergangenen Samstag in Gmunden. Was jedoch die wenigsten wissen: Samurai ist gar nicht Damenmannschafts-Staatsmeister.

 

Kein Scherz.

 

Die Wienerinnen rund um die ehemalige EM-Dritte Hilde Drexler haben zwar sehr wohl die Konkurrenz im Salzkammergut für sich entschieden, diese war jedoch KEINE Staatsmeisterschaft.

 

Somit auch kein Vize-Staatsmeistertitel für das UJZ und auch kein Staatsmeisterschaft-Dritter für WAT Stadlau.

 

Was einigen Kämpferinnen beim Empfang der Medaillen, welche nicht die üblichen Staatsmeisterschafts-Medaillen waren, bereits komisch vorkam, bestätigt nun Ali Gmeiner, Technischer Direktor im ÖJV: „Die Damenmannschafts-Meisterschaft erfüllt nicht mehr die BSO-Kriterien für Staatsmeisterschaften. Es ist nur noch eine Österreichische Meisterschaft.“ Die Bundessport-Organisation, kurz BSO, sieht in diesen Kriterien unter anderem eine Starterzahl von mindestens sechs Teilnehmern über drei Jahre hindurch vor. Heuer in Gmunden zählte man mit Samurai, UJZ, Stadlau, Bischofshofen und PSV Salzburg indes nur deren fünf (Anmerkung: Shiaido musste heuer wegen des ungünstig gewählten ÖM-Termins absagen - Kollision mit U23-EM). Übrigens war schon letztes Jahr der Staatsmeisterschafts-Status futsch.

 

Nicht einmal mehr Staatsmeister-Ehren würdig zu sein, ist zweifellos ein Tiefschlag für das heimische Damen-Judo. Eine Entwicklung, die sich jedoch abzeichnete und der – folgt man den Eindrücken einiger MannschaftsführerInnen vom Wochenende – auch nicht spürbar gegengesteuert wird.

 

Denn was muss den Damen wohl durch den Kopf gehen,…

 

…wenn nicht einmal eine eigenständige Veranstaltung für diese Meisterschaft zusammenbekommt, sondern bei den Schülern angehängt wird.

 

…wenn der Lokalpolitiker, der die Eröffnungsrede hält, nur von den Schülern spricht, nicht ein Wort über die Damen-Meisterschaft verliert.

 

...wenn das "Finale" neben dem Schülerbewerb auf einer Nebenmatte (Matte 4) stattfindet.


Eines der vielen Mosaik-Steinchen: Die weiße Plakette oben

…wenn dann am Ende auf einem Damen-Pokal „ÖM Schülermannschaftsmeisterschaft 2013“ draufsteht (siehe Foto).

 

…wenn der nationale Verband 33 Postings auf Social-Media-Plattformen zur zeitgleich in Bratislava stattfindenden und überschaubar erfolgreichen U23-EM macht, aber keines zum besten Damen-Verein des Landes.

 

Diese Liste ließe sich noch um einiges weitere fortsetzen. Und all diese kleineren und größeren Dinge ergeben in Summe letztlich ein Bild: Man wird nicht ernst genommen!

 

Im Vergleich zum groß gefeatureten (wir nehmen uns da keineswegs aus) Herren-Pendant, dem Bundesliga-Final-Four, muss es den Damen beinahe vorkommen, als ob ihre Mannschafts-Meisterschaft das Stiefkind des österreichischen Judo-Sports ist.

 

Wobei es sehr wohl Bemühungen gibt bzw. gab, dies zu ändern.

 

Schwere Ausgangsposition

 

„Das Grundproblem ist, dass es einfach nur recht wenige Damen gibt“, bringt es Martin Schweritzl auf den Punkt. Der Innsbrucker sitzt im ÖJV-Vorstand als Vize-Präsident für Leistungssport Frauen.

 

Die Ausgangslage sei deshalb eine ganz andere als bei den Herren. Da es nur wenige Klubs gibt, die an der Teilnahme interessiert sind, gibt es folglich auch nur wenige Vereine, die an einer Ausrichtung des Mannschaftsmeisterschafts-Turniers interessiert sind. Das leuchtet ein.

 

Andersherum würde eine funktionierende Ganzjahres-Liga aber die Zahl der Aktiven heben. Die Katze beißt sich in den Schweif.

 

Der große Reibebaum

 

In wessen Zuständigkeit die Damenmannschafts-Meisterschaft im ÖJV überhaupt fällt, ist laut Scherwitzl ohnehin nicht ganz klar. Der Eindruck, dass es letztlich irgendwie in der Luft hängt, täuscht demnach nicht einmal.  Wie eine lästige Hausaufgabe, die liegen bleibt.

 

 

ÖJV-Vize-Präsident für Leistungssport Frauen: Martin Scherwitzl

Scherwitzl, der mit Kathrin Unterwurzacher und Bernadette Graf zwei der stärksten heimischen Damen in seinem Klub hat, hatte sich nach seinem Amtsantritt im ÖJV 2012 um die Installierung einer Liga bemüht und den Dialog gesucht.

 

„Es redet jeder immer vom Wunsch nach einer österreichweiten Damenliga. Aber sobald du versuchst, die konkreten Rahmenbedingungen auszuhandeln, beginnen die Schwierigkeiten“, berichtet Scherwitzl, der wie viele weitere ÖJV-Funktionäre Gmunden fernblieb. Die Fragen nach der Zahl der lösbaren Lizenzen, nach den Gewichtsklassen oder ob Nationalteam-Kämpferinnen einsatzberechtigt sind, hätten die Bemühungen jäh zum Scheitern gebracht.

 

„Die meisten Vereine haben gesagt: Wir machen nur mit, wenn das und das ist. Praktisch ein jeder wollte die für sich aussichtsreichsten Bedingungen herausschinden.“ Letztlich ist genau dies die Grundproblematik einer jeden Liga mit nur wenigen Teilnehmern: Umso weniger Starter, desto mehr ist man auf das Mitmachen eines jeden Einzelnen angewiesen und desto mehr Macht hat jeder einzelne bei der Mitbestimmung.

 

In Lösungen sollst du denken

 

Die Lösung dieses Dilemmas ist nicht einfach. Insbesondere wenn es über die Top-Down-Richtung (von der Verbandsspitze veranlasst) versucht wird. Scherwitzl schlägt in die gleiche Kerbe.

 

Auch er glaubt, dass der Anstoß zu einem erfolgreichen Aufbau einer Damenliga von den Vereinen ausgehen müsse, da dann die Bereitschaft, für die gemeinsame Sache Zugeständnisse zu machen, im Normalfall größer sei. „Erst wenn sich die Vereine über die wichtigen Rahmenbedingungen einig sind, sollten sie auf den ÖJV zukommen“, führt der Tiroler aus.

 

Ein Ingangbringen einer Diskussion (z.B.: Einrichtung eines Forums wie in Oberösterreich) wäre vom ÖJV dennoch wünschenswert. Es würde auch signalisieren, dass man die Dinge ernst nehme.

 

Und da es um das Ingangbringen geht, wollen wir dies an dieser Stelle auch versuchen:

 

Wenn auch du findest, dass sich die Österreichische Damenmannschafts-Meisterschaft eine eigene Ganzjahres-Liga braucht (einen Staatsmeisterschafts-Status sowieso!!!), bitten wir dich und deinen Verein, im folgenden Facebook-Diskurs mitzuwirken.


Wie müssten die Rahmenbedingungen (Gewichtsklassen, Lizenzen, mit Nationalteamkämperinnen oder nicht, Wettkampfgemeinschaften, Bundesländerteams usw.) für eine österreichweite Damenliga aussehen, damit dein Verein daran teilnehmen würde? Was wäre für euch wichtig? Weniger wichtig?


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