10. Nov

Wimpassing steigt aus

Ein Kuss zum Abschied. Das Final Four in Gmunden erlebte nicht nur eine geschichtsträchtige Titelentscheidung, sondern am Rande auch eine überraschende Neuigkeit.

Die Galaxy Tigers setzten sich am Samstagabend vor etwa 1500 Zuschauern in Gmunden zum siebenten Mal in Folge und zum insgesamt achten Mal die heimische Bundesliga-Krone auf. Die Final-Entscheidung war allerdings historisch knapp: Da beim 7:7 gegen Wels selbst die Unterbewertung (70:70) Gleichstand auswies, mussten erstmals in der Final-Four-Geschichte drei ausgeloste Stichkämpfe über den neuen Meister entscheiden (Foto: Oliver Sellner).

 

Das Los meinte es schließlich gut mit den Wienern, da mit 66, 81 und 90 drei Klassen gezogen wurden, die im zweiten Durchgang bereits an sie gegangen waren. Wenn es auch knapp war, war der Titelgewinn der Wiener auch verdient, dazu weiter unten mehr.

 

Abseits des Sensationssiegs von Shamil Borchashvili über Ex-Weltmeister Saeid Mollaei samt der folgenden Jubelgeste beherrschte aber noch eine andere Neuigkeit das Tagesgespräch in Gmunden: Wimpassing wird aus der Bundesliga aussteigen.

 

Die Niederösterreicher konnten am Samstag nur eine Rumpftruppe auf die Final-Four-Matte schicken. Da alle vier Legionäre absagten und Lukas Reiter ausfiel, machte es wenig Sinn, den seit Perth am Nacken angeschlagenen Aaron Fara - für den es beim Grand Slam in Osaka und beim Masters noch um Big Points im Olympiarennen geht - einem Risiko auszusetzen. Ein 1:13 im Halbfinale gegen Galaxy war die Folge. 

 

"Wir werden aus der Bundesliga aussteigen", bestätigte Trainer Adi Zeltner unmittelbar danach. Zum einen seien es finanzielle Aspekte, die ihn zu dieser Entscheidung brachten. Zum anderen werden derzeit einige seiner Kämpfer mit ihren beruflichen bzw. akademischen Ausbildungen fertig. Und da von unten zu wenige nachrücken, mangle es an Leistungssportlern. "Wir sind ein kleiner Verein, für uns macht die Bundesliga nur Sinn, wenn wir ganz vorne mitkämpfen", so Zeltner.

 

Wer rückt in die erste Bundesliga auf?

Die Statuten der Bundesliga sehen eine erste Liga mit neun Klubs vor, weshalb sich die Frage aufdrängt, wer die Wimpassinger Lücke ausfüllen wird. Laut Liga-Bestimmungen steht neben Zweitliga-Meister und Fix-Aufsteiger WAT Stadlau dann der Vizemeister der 2. Bundesliga, die Union Kirchham, in der Aufstiegspflicht. "Wir wollen zu 90 Prozent nicht rauf", sagte am Samstag Kirchham-Trainer Bernhard Beiskammer in einer ersten Reaktion.

 

Möglich ist laut Liga-Chef Hans-Peter Zopf auch ein Verbleib von Absteiger ASKÖ Reichraming im Oberhaus. Es ist allerdings kein Geheimnis, dass die Reichraminger nicht oben bleiben wollen. Der genaue Ausgang dieser verzwickten Lage scheint somit unklar. Zopf kündigte jedenfalls an, im Falle eines tatsächlichen Rückzugs von Wimpassing mit allen infragekommenden Teams sprechen zu werden.

 

Feststeht auch, dass Landesliga-A-Meister SV Gallneukirchen in die 2. Bundesliga zurückkehren wird. Gleichzeitig wird deren zweites Team als Meister der Landesliga B in die A aufsteigen. Außerdem soll Reichraming sein zweites Team, welches vorige Saison in der Landesliga A kämpfte, abmelden wollen. Darauf könnten allerdings die Umwälzungen eines Wimpassinger Rückzugs noch Einfluss nehmen. Gewissheit wird spätestens nach dem Liga-Forum der Landesliga am nächsten Wochenende herrschen, zumal dann auch die Abmeldefrist für Wimpassing für die Bundesliga abgelaufen ist. 

 

Unterbewertete Unterbewertung

Dass der Titel Galaxys am Samstag ein verdienter war, lag auch am aktuellen Unterbewertungssystem, dessen Mängel im Finale offen zutage traten. So wird derzeit eine zehnminütige Shido-Schlacht wie jene zwischen Wachid Borchashvili und Mathias Czizsek im zweiten Durchgang ebenso mit zehn Unterbewertungspunkten gerechnet, wie ein rascher Ippon in der regulären Kampfzeit. Sprich: Die Unterbewertung kommt ihrer eigentlichen Aufgabe, Auskunft über die Deutlichkeit von Kampfentscheidungen zu geben, nicht mehr nach.

 

Noch deutlicher wird dies, wenn man bedenkt, was geschehen wäre, wenn Wachids Waza-ari für Sode nicht annulliert worden wäre. Dann hätte Wels nämlich anhand der Unterbewertung verloren und wäre nicht einmal mehr in die Stichkämpfe gekommen. Widersinnig, wenn Strafen in der Verlängerung höher bewertet werden als Würfe. 

 

Oder noch ein anderes Gedankenexperiment: Hätte es Sebastian Schneider im zweiten Durchgang gegen Gabor Ver bis ins Golden Score geschafft, wäre es für ihn verlockend gewesen, sich dann absichtlich Waza-ari auf die Seite hinzulegen, als etwa Gefahr zu laufen, ein drittes Shido zu kassieren. Bizarr.

 

Nächstes Jahr wieder in Gmunden

Das Final Four, das für Christoph Kronberger und Christian Pichler (Titelfoto) der letzte Bundesliga-Auftritt im Flachgauer Kimono war, war große Werbung für das heimische Judo. Etwas, das in Zeiten von WM-Entzug und der kürzlich überwundenen Verbandskrise dringend nötig war. Der neue Stil der neuen Verbandsführung war übrigens auch für die Final-Four-Ausrichter spürbar - unter anderem für Silvia Reisinger, Gattin von Chef-Organisator Manfred Reisinger.

 

War im Vorjahr noch eine eigens engagierte Catering-Firma für das VIP-Buffet in der Halle als notwendig erachtet worden, waren die kredenzten Speisen diesmal wieder selfmade vom JT Salzkammergut. "Dafür ist meine Frau zwei Tage lang in der Küche gestanden", war Manfred dankbar. Von ihr habe er allerdings die klare Anweisung bekommen, künftig das Final Four nicht mehr auszutragen. Nächstes Jahr allerdings schon noch, das sieht nämlich die damals über drei Jahre geschlossene Vereinbarung zwischen dem JT Salzkammergut und dem ÖJV vor.

 

Also auf ein Neues. Dann auch für das UJZ.



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